Velosion – freie Fahrt für alle

Modellprojekt einer inklusiven Vermietstation auf dem Gelände der Alten Papierfabrik Neu Kaliß

Das Fahrrad verheißt Freiheit. Doch was, wenn das Radfahren nicht oder nicht mehr möglich ist?

Hier kommen Therapie-, Transport- und Reha-Räder ins Spiel. Sie ermöglichen auch körperlich beeinträchtigten Menschen eine freie Fahrt und schenken dem Passagier und den betreuenden Angehörigen nachhaltige Lebensfreude!

Konzeption | Inklusion im Radverkehr

Das Modellprojekt VELOSION „Freie Fahrt für alle“ wird auf dem historischen Gelände der Alten Papierfabrik in Neu Kaliß (Mecklenburg-Vorpommern) angesiedelt. Die Elbe prägt hier eine weite, herrliche Landschaft und der vorbeiführende, neu ausgebaute Elbe-Radweg ist infrastrukturell perfekt für das Modellvorhaben „Freie Fahrt für alle“.
Die Ortschaft Neu Kaliß liegt zudem verkehrsgünstig zwischen den Metropolen Hamburg, Hannover und Berlin.

Wir möchten Menschen mit Mobilitätseinschränkungen bzw. Schädigungen im Stütz- und Bewegungsapparat, neurologischen Muskel- undGelenkerkrankungen, Einschränkungen in Orientierung und Balance,Gleichgewichtsproblemen, Behinderungen, Demenz oder anderen auch gerontopsychiatrischen Erkrankungen die Möglichkeit geben, neue Perspektiven der gesundheitsfördernden und nachhaltigen Mobilität durch die Nutzung von Inklusionsrädern kennenzulernen und diese barrierefrei und unkompliziert in der Natur und ohne Alltagsstress fern der Großstadthektik zu erproben. Inklusion bedeutet: Niemand bleibt „außen vor“. In der inklusiven Mobilitätswende ist dies eine sehr herausfordernde Aufgabe, der wir uns als Team mit jahrelanger konkreter alltäglicher Erfahrung im Umgang, Wartung, Reparatur und Weiterentwicklung von Lastenrädern annehmen wollen, um auch unseren Teil beizutragen. Menschen ein Stück Lebensqualität zu gewährleisten und sie teilhaben zu lassen an nachhaltiger Mobilität mit all den damit verbundenen Vorteilen, beflügelt unser Projekt.

Radfahren kann dabei mehr als nur das Klima schützen, und auch nicht nur die körperliche Bewegung wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Menschen aus. Zudem werden Grünflächen freigehalten, Feinstaub- und Abgasemissionen und jeglicher Lärm vermieden.

Zur Leihstation im Kontorhaus der ehemaligen Papierfabrik wird ein barrierefreier Zugang geschaffen sowie eine behindertengerechte Toilette eingebaut, um alle Menschen willkommen heißen zu können. Dabei stellt die Leihstation speziell auf die jeweilige Beeinträchtigung zugeschnittene Lastenräder zur Verfügung – erfahrene Techniker und Berater helfen bei deren Erprobung und vermitteln zudem den Erfahrungsaustausch mit anderen Nutzern.
In dieser Atmosphäre kann die Vielfalt verschiedener Radkonzepte erlebt oder die Station als Ausgangspunkt für eine mehrtägige Erfahrung genutzt werden.

Der Standort  |  Regionale Integration

Mit dem Modellprojekt „Freie Fahrt für alle“ wollen wir ein neues Kapitel für Inklusion im Radverkehr aufschlagen. Die gewonnene Lebensfreude durch die wieder hinzu gewonnene soziale Teilhabe möchte alle Menschen gleichermaßen bereichern. Lokal in der Elbregion Dömitz verankert, soll das Projekt überregional ausstrahlen und ermutigen.

Dömitz – Elberadweg: Die blaue Stahlkonstruktion gilt als Symbol der überwundenen Teilung Deutschlands. Sie ist mittlerweile um einen Skywalk ergänzt. Eine Aussichtsplattform ermöglicht einen weiten Blick über die Elbe.
Wir hoffen, diesen Ort in der Zukunft als barrierefreien Ausflugsort in unser Modellprojekt integrieren zu können und so auch zu einem Brückenschlag-Symbol der gelungenen Integration und Inklusion werden zu lassen.

Kooperationen

Kooperationen mit lokalen Pflegeheimen, Begegnungsstätten, Lebenshilfevereinen sowie Reha-Einrichtungen bilden einen wichtigen Baustein für die Konzeption. Ein Netzwerk lokaler Anbieter für (auch
barrierefreie) Übernachtungsmöglichkeiten befindet sich bereits im Aufbau. Ziel ist es, mittelfristig eine Anlaufstelle für interessierte Tester zu etablierenund langfristig ein Innovations-, Evaluierungs- und Wissenszentrum für modernen, barrierefreien Radverkehr aufzubauen. Mit fachkompetenten BeraterIinnen werden konkrete Lösungen für den Alltag zu Hause weiterentwickelt und so auch perspektivisch eine Strahlkraft für inklusiven Radverkehr in Städten und Gemeinden geschaffen.

Beispiele unserer Leihflotte

Räder für Groß & Klein

„Pino Steps“  |  Hase-Bikes

Das PINO STEPS der Firma Hase ist ein sportliches Zweirad-(Stufen-) Tandem, bei dem ein Mitfahrender vor dem Lenker auf einem bequemen Sitz Platz nimmt. Der „Pilot“ lenkt, und der „Passagier“ kann mit einem eigenen Tretlager mittreten. Hier braucht man keine besondere Geschicklichkeit, sondern nur ein bisschen Vertrauen in den die Fahrkünste des Piloten. Auch blinde Menschen können erfahren, wie sich Fahrtwind im Haar und Kribbeln im Bauch anfühlen. Für Menschen mit motorischen Problemen gibt es diverse Spezialoptionen wie angepasste Pedale und Gurte, und dank der integrierten Freilauffunktion muss nicht permanent mitgetreten werden, sondern der Passagier darf auch einfach vorne gut gesichert sitzen und das Dabeisein genießen.

Der Pilot sitzt in üblicher Radlerhaltung etwas erhöht hinten. Das hat einige entscheidende Vorteile für das gemeinsame Radfahr-Erlebnis, weil beide Radler einen freien Blick auf die Umgebung haben. Da die Köpfe der beiden Fahrenden recht nah beieinander sind, kann man sehr gut miteinander sprechen.

„Trets & Trix“ |  Hase-Bikes

Weil maximal eigenständige Mobilität zum Wohlbefinden dazu gehört und wir möglichst vielen Menschen diese Freiheit der Bewegung ermöglichen wollen, bieten wir für Kinder und Jugendliche, die trotz besonderer Bedürfnisse ihre Bewegungsfreiheit ausleben möchten, spezielle Dreiräder. Bei Bedarf lassen sich diese mittels spezifischer Konfiguration und optionalem Reha-Zubehör an individuelle Bedürfnisse anpassen, damit die Fahrenden sicher und selbstbewusst unterwegs sein können.
Während das TRIX größere Kinder und Jugendliche anspricht, ist das TRETS ein Trike für Kids zwischen 1 Meter und 1 Meter 60. Beide Dreiräder lassen sich auch mit wenig Aufwand als Anhänger hinter ein Zugfahrrad hängen.

Die Therapieräder für Jugendliche und Kinder mit Handicap können bei der Krankenkasse als Hilfsmittel beantragt werden und ermöglichen ihnen, eigenständig mobil zu sein, ohne dass es sich nach Therapie anfühlt. Sie fördern Motorik, Sozialverhalten – und vor allen Dingen Selbstbewusstsein.

Die Waltroper Liegerad-Pioniere von Hase Bikes sind jedoch nicht die einzigen, die Menschen mit Mobilitätseinschränkung die Freude am Radfahren ermöglichen. Die Hersteller verbindet eins: Sie zeigen sich höchst innovativ, kreativ und flexibel, um für fast jede Form der Behinderung eine individuelle Lösung zu finden.

„Fun2Go“  |  Van Raam

Gemütlicher, wenn auch weniger geländegängig, ist das FUN2GO der Firma Van Raam. Es ist ein Dreirad-Tandem, auf dem beide Fahrenden nebeneinandersitzen. Eine Person lenkt, beide können (aber müssen nicht!) unabhängig voneinander treten. Beide Personen haben eine gute Sicht und können sich durch die nebeneinander gelegenen Sitzpositionen gut miteinander unterhalten. Die Fahrer können komfortabel aufsteigen, ohne eine Fahrradstange überwinden zu müssen, die Sitze können mit einem Hebel einfach auf den gewünschten Sitzabstand eingestellt werden.

Die Wendigkeit des FUN2GO ist enorm, mit zwei Rädern hinten und einem lenkbaren Vorderrad kann es sich auf engstem Radius um seine eigene Achse drehen. Mit einem optional einschaltbaren Freilauf kann der „Pilot“ entscheiden, ob der „Passagier“ mittritt oder nicht. Wegen seiner Breite eignet sich dieses Rad vor allem für die Benutzung auf gut ausgebauten, ebenen Wegen – wie zum Beispiel dem Elbe-Radweg.

„Chat“ |  Van Raam

Das Rikscha Fahrrad CHAT wurde entwickelt, um zusammen mit Erwachsenen Rad zu fahren, die nicht mehr in der Lage sind, alleine am Straßenverkehr teilzunehmen. Eine Begleitperson als Pilot fährt dabei mit biszu zwei Passagieren. Diese sitzen nebeneinander auf einer speziell entwickelten Bank, in der Design und Ergonomie zusammenkommen. Der Fahrer sitzt hinter diesem Aufbau und behält so den Überblick über die Straße als auch über seine Passagiere.

Beim CHAT ist der Name Programm – es bietet Menschen währende der Fahrt die Möglichkeit, miteinander zu sprechen, zu chatten.
Währenddessen können sie eine komfortable Fahrradtour genießen, die durch die Kombination aus gefedertem Fahrwerk, Ergonomie und Sitzkissen für sie optimiert wurde. So können zum Beispiel Ältere zusammen mit jungen Menschen die Stadt erkunden und die Rolle des „Reiseleiters“ übernehmen, durch Erzählen Geschichten aus der Erinnerung wieder lebendig werden lassen und so für eine Weile aus ihrer Isolation herauskommen.

„VeloPlus“ |  Van Raam

Mit dem VELOPLUS Rollstuhlfahrrad können körperlich eingeschränkte Personen mit einem Begleiter im eigenen Rollstuhl unter freiem Himmel radeln. Das Fahrrad wurde entwickelt, um Menschen, die in ihrem eigenen Rollstuhl sitzen bleiben, transportieren zu können – es kann für fast jeden handgeführten Rollstuhl verwendet werden, ohne dass ein Transfer zwischen Rollstuhl und Fahrrad nötig wäre. Ohne Hebehilfe oder viel Kraftaufwand wird der Beifahrer über eine kippbare Auffahrtsplatte auf die Plattform des Fahrrades gefahren und mit der Rollstuhlverriegelung gut zu befestigen. Das
optionale Windensystem macht dies noch einfacher: Anstatt den Rollstuhlfahrer mit eigener Kraft auf- oder abzuschieben, übernimmt die elektrische Winde die Aufgabe.

Die breit angebrachten und extra mitsteuernden Vorderräder sorgen für einen minimalen Wendekreis und maximale Stabilität.